Wenn demokratische Normen ausgehöhlt, Minderheitenrechte beschnitten oder die Pressefreiheit eingeschränkt werden, geschieht das selten über Nacht und noch seltener mit einem Paukenschlag. Es sind oftmals nur langsame Verschiebungen. Diese Verschiebungen machen uns sprachlos, sind mitunter noch nicht oberhalb unserer Schmerzgrenze und strapazieren unsere Geduld.
Wir warten ab. Wir hoffen, dass es nicht schlimmer wird. Wir denken, jemand anderes wird sich schon hoffentlich darum kümmern. Diese kollektive Geduld gibt autoritären Tendenzen Handlungsraum.
Weltweit nehmen autoritäre Tendenzen zu. Demokratische Kultur, verstanden als Suche nach einer größtmöglichen Mehrheit wird ausgeholt und auf einen letzten Wahlformalismus verkleinert.
Demokratie lebt vom Engagement, von der Wachsamkeit, vom Einspruch, wenn Grenzen überschritten werden. Sie erfordert, unbequem zu sein, aufzustehen und die Stimme zu erheben – nicht morgen oder nächste Woche, sondern im Moment der Herausforderung.
Wer in kritischen Zeiten zu geduldig ist, riskiert, dass die Demokratie still und leise entschwindet, während wir warten. Geduld mag eine persönliche Stärke sein, doch für die Demokratie ist sie oft die gefährlichste Form der Apathie.
Patience erases democracy.