Zeitportrait
ART/WORKS
ZEITPORTRAIT
Über das Verhältnis von Sein zu Schein.
On the relationship of being to appearance.
Die Kunst der Verführung: Zwischen Sein und Schein
Diese Werkgruppe entspringt einer zentralen Frage unserer Zeit: Was ist echt und was ist Inszenierung? Wir leben im Zeitalter des Scheins. Ein finanzieller Schein verspricht Reichtum für alle durch undurchsichtige Produkte. Ein sozialer Schein gaukelt uns vor, dass mediale Präsenz persönliche Bedeutung verleiht. Und in der omnipräsenten Selfie-Gesellschaft wird die zur Schau gestellte Banalität zur Norm.
Um diese Kultur der Oberfläche künstlerisch zu fassen, schlage ich eine Brücke ins 19. Jahrhundert – in die trügerische Idylle des Biedermeier. Diese Epoche, mit ihrer Flucht ins Private und ihrer Ästhetik des schönen Scheins, ist ein faszinierender Spiegel für unsere Gegenwart.
Die logische Konsequenz war für mich die Arbeit mit Blumenmotiven. Doch es sind keine reinen Bilder, sondern vielschichtige Bildobjekte. Jedes Werk ist ein digitales Mosaik, sorgfältig aus rund 1.500 Einzelaufnahmen komponiert. Sie bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Illusion. Ihre Ästhetik kokettiert bewusst mit dem Kitsch und lockt mit einer trügerischen Sanftheit. Durch das gezielte Spiel mit Tiefenschärfe, Unschärfe und extremer Schärfung bricht die makellose Oberfläche bei näherer Betrachtung auf – und gibt dem Unsichtbaren, dem Brüchigen dahinter, endlich Raum.
The Art of Seduction: Between Being and Appearance
This group of works stems from a central question of our time: What is real and what is staged? We live in an age of appearances. Financial appearances promise wealth for all through opaque products. Social appearances delude us into believing that media presence confers personal significance. And in the omnipresent selfie society, ostentatious banality becomes the norm.
To capture this culture of superficiality artistically, I build a bridge to the 19th century – to the deceptive idyll of the Biedermeier period. This era, with its retreat into the private sphere and its aesthetic of beautiful appearances, is a fascinating mirror for our present.
The logical consequence for me was to work with floral motifs. But these are not pure images, but multi-layered pictorial objects. Each work is a digital mosaic, carefully composed from around 1,500 individual photographs. They walk the fine line between reality and illusion. Their aesthetics deliberately flirt with kitsch and entice with a deceptive gentleness. Through the deliberate play with depth of field, blurring and extreme sharpness, the flawless surface breaks open on closer inspection – and finally gives space to the invisible, the fragile behind it.